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Rezensionen

Rezension der Redaktion von historische-romane.de

Konrad, ein junger Mönchsnovize von 18 Jahren, ist im Kloster aufgewachsen und kennt nur dieses Leben. Er weiß so viel wie gar nichts von der Welt außerhalb. Als der Abt des Klosters stirbt, wird dem Mönchsritter Anselm die Ehre zuteil, ihn bis zur Ernennung eines neuen Abtes zu vertreten. Als Gilbert als neuer Abt vom Erzbischof in Köln auserwählt wird, soll Anselm ihn abholen und nimmt auf diese Reise Konrad mit. Konrad, wissensdurstig und reiselustig, freut sich über diese Reise, nicht wissend, dass dies sein ganzes Leben verändern wird.

Hannah, eine junge Jüdin, wächst im Handelshaus ihres Vaters wohlbehütet mit ihrer Schwester auf. Ihr Vater liebt sie über alles und fördert ihre Bildung und lässt ihr alle Freiheiten. Als sie durch Zufall in Köln auf Konrad trifft, verlieben sich die beiden ineinander. Die Beziehung steht aber unter keinem guten Stern. Nicht nur, dass ihr Onkel diese Beziehung nicht duldet, da er einen anderen Bräutigam für sie auserkoren hat, sondern es droht den Juden eine große Gefahr durch den Hetzprediger Radulf. 

Die Geschichte wird zuerst in zwei Erzählstränge geteilt. Einerseits bekommt man durch den Novizen Konrad Einblick in das Leben der Mönche im 12. Jh. und im krassen Gegensatz dazu steht die Geschichte von Hannah, die einem reichen Handelshaus im Judenviertel von Köln aufwächst. Thomas Görden versteht es wunderbar die Erlebnisse, Beweggründe und die Gefühle seiner beiden Protagonisten mit gut recherchierten historischen Begebenheiten zu verweben. Erst als sich die beiden in Köln begegnen, vereint sich die Erzählung zu einer Geschichte.

Die Figuren sind glaubwürdig, empathisch und lebendig gezeichnet. Keine schwarz-weiß Darstellung, sondern mit allen Stärken und Schwächen bringt der Autor dem Leser die beiden Hauptfiguren näher und lässt auch in die Gefühlswelt und Beweggründe der anderen Figuren blicken. Konrad hat noch ein Geheimnis seiner Kindheit aufzuklären, was die Geschichte immer in Spannung hält. Wunderbar werden die Irrwege und Hassgefühle der Menschen wiedergegeben, die sich nur all zu gerne gegen die Juden aufhetzen lassen. Unbeschönigt, klar und mit viel Fingerspitzengefühl wird die grausame Hatz gegen die Juden beschrieben. Görden nimmt den Leser förmlich mit in diese Welt.

Ein leicht zu lesendes Buch mit gutem Spannungsbogen von Beginn an bis zum Schluss. Kurzweilig, unterhaltsam und mit interessantem geschichtlichem Hintergrund ist dies ein Buch das man gerne weiterempfiehlt.

-- Daniela Loisl für www.historische-romane.de, Juni 2008

 

Rezension für den Literaturzirkel Belletristik, Science Fiction und Fantasy

Thomas Gördens im Rheinland des Hochmittelalters angesiedelte Roman hat mich beim Lesen mehr als angenehm überrascht.
Nicht der Aufbau der Handlung in zwei schließlich ineinanderfließende Erzählstränge gibt dem Roman Raffinesse, sondern der starke Kontrast des Inhalts.
Görden schildert – von Erziehung bis Erfahrung – völlig unterschiedliche Lebensarten, parallele Welten im gleichen Raum. Er präsentiert seinen Lesern weit mehr solcher Erfahrungswelten als nur die beiden seiner Hauptfiguren. Neben der klösterlichen, ganz von demütigem Glauben geprägten Abgeschiedenheit, die Konrad in seiner Jugend erfährt und Hannahs von Bildung und Weltoffenheit bestimmter Kindheit in einem reichen Handelshaus in Köln, zeigt er die Welt des Mönchsritters Anselm, der in vielen Bereichen seiner Lebenshaltung jesuitisches Denken vorweg nimmt und fast alles ironisch hinterfragt. Auch die Gedankenwelten des freundlichen Geistlichen Gilbert, der immer nur das Gute im Menschen sieht, des Juden Joseph, der seine Mitmenschen mit ruhiger Gelassenheit und der Weisheit des Alters betrachtet, und des von Rache- und Machtgelüsten getriebenen Hasspredigers Rudolph macht Görden seinen Lesern zugänglich.
Neben den detailreich und glaubhaft gezeichneten Charakteren beeindruckt auch die kenntnisreiche Schilderung der Schauplätze und des hochmittelalterlichen Alltagslebens. Thomas Görden ist es in diesem Roman gelungen, starke Kontraste darzustellen und sich dabei jeglicher Schwarz/Weiß-Malerei zu enthalten.
Unbeschönigt, klar und mit viel Fingerspitzengefühl beschreibt er die historisch verbriefte Judenhatz, den zweiten Pogrom von Köln. Wie jener, der sich in der Zeit vom 1. bis 29. Juni 1069 ereignete, in direkter Verbindung mit dem Ersten Kreuzzug nach Jerusalem stand, war auch dieser eine Folge der Hasspredigten im Vorfeld eines Kreuzzugs, nämlich des vom französischen König Ludwig VII. und vom deutschen König Konrad III. geführten Zweiten Kreuzzugs, der sich Mai 1147 in Gang setzte. Zwar hatte Heinrich IV. im Reichslandfrieden von 1103 die Juden unter seinen Schutz gestellt, doch ein solches Dekret war nur begrenzt wirksam. Erst die nach den Verfolgungen von 1146 von Papst Eugen III. erlassene Bulle »Sicut Iudaeis« verbot Zwangstaufen, Übergriffe ohne Rechtsverfahren und erpresste Dienstleistungen, erlaubte ungestörte jüdische Feste, gebot den Schutz jüdischer Friedhöfe und drohte denen, die diese Regeln verletzten, die Exkommunikation an.
DER MÖNCH UND DIE JÜDIN ist ein fest auf seinem historischen Boden verankerter, kurzweilig-spannender und sehr unterhaltsamer Roman in dem sich Elemente des Entwicklungsromans mit einer berührenden Liebesgeschichte verbinden.
Ein Buch das man gerne weiterempfiehlt – ansprechende Lektüre für junge und junggebliebene Erwachsene!

-- Bernhardt D'Alemagne, www.literaturzirkel.eu (07/2008)